Bruck.Polit zu Gast in Gröbenzell

Am 8. Oktober fand die zweite Ausgabe des überparteilichen Diskussionsformats Bruck.Polit in Gröbenzell statt. Unter dem Motto „Streiten, aber fair“ kamen BürgerInnen, PolitikerInnen und ExpertInnen zusammen, um über den Zustand der politischen Debattenkultur in Deutschland zu sprechen. Ziel der Veranstaltungsreihe, organisiert von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kreisverband Fürstenfeldbruck, ist es, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen – sachlich, respektvoll und überparteilich. „Bruck.Polit ist keine Parteiveranstaltung, sondern eine Werbeveranstaltung für unser parlamentarisches System“, betonte Moderator Rainer Husmann, Kreissprecher der GRÜNEN.

Auf dem Podium diskutierten Christian Ude (SPD, ehem. Oberbürgermeister von München), Eva Lettenbauer(Landesvorsitzende der GRÜNEN Bayern), Maria Hörtrich(stellv. Landesvorsitzende der Jungen Freien Wähler), Britta Jacob (NGO Democratic Strategy Initiative) und Andreas Rosenfelder (Journalist, Ressortleiter Meinungsfreiheit bei der WELT-Gruppe).

Christian Ude erinnerte in seiner gewohnt pointierten Art an frühere Zeiten, in denen politischer Streit hart, aber menschlich geführt wurde: „Auch erbitterte Gegner konnten sich danach in die Augen sehen und gemeinsam ein Bier trinken.“ Heute, so Ude, sei das politische Klima vielerorts vergiftet. Hass und Ausgrenzung nähmen zu – nicht nur am rechten Rand, sondern auch in der politischen Mitte. Er warnte: „Wenn selbst Demokraten einander die Legitimität absprechen, verliert die Demokratie ihre Grundlage.“ Besonders kritisch sah er den Begriff der Alternativlosigkeit: „Das ist das Schlimmste, was man in einer Demokratie sagen kann – es gibt immer Alternativen.“

Eva Lettenbauer betonte, dass Rechtspopulisten gezielt an gesellschaftlichen Spaltungen arbeiteten: „Wir dürfen nicht zulassen, dass autoritäre Kräfte die Diskussion bestimmen.“ Gleichzeitig warb sie für mehr gegenseitiges Zuhören und Verständnis im Alltag: „Wir müssen wieder lernen, Brücken zu bauen – in der Nachbarschaft, im Gemeinderat, am Stammtisch.“

Maria Hörtrich hob die Bedeutung digitaler Räume hervor. Demokratie dürfe sich nicht aus dem Internet zurückziehen: „Rechtspopulisten haben verstanden, wie Social Media funktioniert. Wir müssen ihnen dort etwas entgegensetzen – mit Fakten, Haltung und Mut zur Diskussion.“ Medienkompetenz müsse dabei bereits in der Schule vermittelt werden.

Britta Jacob kritisierte die „Kultur der schnellen Empörung“ :„Wer am lautesten empört ist, dominiert die Debatte. Aber Empörung ersetzt keine Lösung.“ Sie plädierte für mehr inhaltliche Tiefe und Selbstreflexion in der politischen Kommunikation.

Andreas Rosenfelder beleuchtete die Verantwortung der Medien. Politikverdrossenheit sei heute weniger Rückzug als Ausdruck von Entfremdung: „Viele Menschen erleben den Staat als dysfunktional – das müssen wir ernst nehmen.“ Gleichzeitig warnte er vor einer schleichenden Einschränkung der Meinungsfreiheit: „Im Zweifel sollte immer für die Meinungsfreiheit entschieden werden – sie ist das Fundament jeder Demokratie.“

Am Ende stand die gemeinsame Erkenntnis: Demokratie braucht Streit – aber fairen Streit. Sie braucht Kompromisse, ohne Beliebigkeit, und Respekt vor der anderen Meinung. Bruck.Polit will dafür den Raum schaffen – für Austausch, Verständigung und neue Impulse.

„Demokratie beginnt mit Gespräch, braucht aber auch Streit“, so Husmann zum Abschluss. „Unser Ziel ist zu zeigen, dass die politische Mitte dialogfähig bleibt, sich nicht auseinanderdividieren lässt – und dass Politik Spaß machen kann.“

Foto: Reinhard Jurk