Digitalisierungsstau in Gröbenzell

Alle schimpfen über den Digitalisierungsstau in Deutschland, über langsame Prozesse in der öffentlichen Verwaltung, wo Papieranträge ausgefüllt, eingescannt, gefaxt und ausgedruckt und wieder eingescannt werden. Wir in Gröbenzell haben keinen Grund mehr, in den Chor der Schimpfenden einzustimmen – haben wir doch gerade eine große Chance verpasst, aus der digitalen Wüste rauszukommen.
Ein Anbieter, der versucht hat, in Gröbenzell ein flächendeckendes, zukunftsfähiges, schnelles Internet über Glasfaser zu installieren, hat das Vorhaben abgeblasen. Wegen zu wenig Interesse, so heißt es. Natürlich dürften die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere das stark gestiegene Zinsniveau, die Anforderungen an die Auftragsquote (ursprünglich mal 40%) zur rentablen Installation einer solchen Infrastruktur ziemlich erhöht haben. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass andere Gemeinden um uns herum da offenbar etwas zukunftsorientierter unterwegs sind. Vielleicht sind wir in Gröbenzell auch mit Internettechnologie der 2000er Jahre zufrieden und verkennen aber dabei, dass es in Zeiten von Homeoffice und digitalen Geschäftsmodellen auch ein Standortkriterium für Bevölkerung und Geschäftsleute gewesen wäre, wenn man eine zeitgemäße digitale Infrastruktur vorweisen könnte. Es könne ja einen neuen Versuch geben, oder auch noch weitere Anbieter, so hört man es gelegentlich. Vielleicht überlegen wir uns aber bis hoffentlich dahin, wie wir einen neuen Versuch durch Unterstützung auch von öffentlicher Seite erfolgversprechender gestalten können. Und vielleicht wird die Notwendigkeit durch Zuzug von jungen Menschen auch offensichtlicher – wenn die denn in eine solche digitale Wüste ziehen wollen…

Reinhard Jurk