Zukunft der Landwirtschaft

Sehr gute, und sehr gut besuchte, Veranstaltung der Grünen Bruck in der Friesenhalle in Eichenau.

Nach einem Impulsvortrag von Prof.Dr.Hülsbergen diskutierten unter Moderation von Ingrid Hügenell von der Süddeutschen Zeitung neben dem Vortragenden auch Matthias Heitmeier, Kreisobmann des Bauernverbandes in FFB, Gisela Sengl, Landesvorsitzende der bayerischen Grünen, Johannes Schreiber, Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft.

Herr Heitmeier kritisiert, dass man den Bauern in der Politik nicht mehr zuhöre und zuviele bürokratische Einschränkungen das tägliche Arbeiten erschwere.

Herr Schreiber weist ebenfalls auf die Schwierigkeiten bei der Bürokratie hin, und nennt die Gentechnikfreiheit und den fairen Welthandel als wichtige Punkte. Auch die Alterversorgung insbesondere der Landwirtinnen muss gewährleistet werden.

Gisela Sengl betont, dass es traditionell eine große Nähe zwischen Bauernverband und den Unionsparteien im Landwirtschaft gegeben habe – die natürlich in der aktuellen Regierungskonstellation nicht mehr so gegeben ist. Wichtig sei, die Erzeugung und Vermarktung einheitlich zu betrachten. Überdüngung und Artenschwund sind ebenfalls herausragende Probleme – die eben auch von der Bewrtschaftungsform abhingen. Die Akzeptanz der wissenschaftlichen Erkenntnisse sollte bei der Diskussion über die Lösungen auf allen Seiten gegeben sein. Die Landwirtschaft sei in jedem Falle wesentlicher Teil der Lösung.

Prof. Hülsbergen stellt fest, dass es in der externen Kommunikation leichter fällt, wenn man den Problemen einen Preis gibt – wie z.B. den CO2 Preis.

Die Moderatorin merkt an, dass die Landwirtschaft sehr großes Interesse an der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen haben müsse – seien denn Klimawandel und Artensterben nicht in der Landwirtschaft angekommen?

Der Vorwurf, dass die Politik der Landwirtschaft nicht zuhören würde, kann Gisela Sengl nicht nachvollziehen, da gewisse Dinge nicht wegzudiskutieren seien und dass gemeinsame Lösungen unter konstruktiver Mitwirkung der Landwirtschaft notwendig seien.

Herr Heitmeier und Herr Schreiber verwehren sich gegen den Vorwurf, der spätestens seit dem bayerischen Artenschutz-Volksbegehrens der Landwirtschaft ein großer Anteil der Schuld an der Misere zugewiesen würde. Alleine eine Unterschrift änder nichts, das Verhalten als Konsument*in sei viel entscheidender.

Insbesondere die Subventionen bzw. deren angezielter Einfluss müsse im Hinblick auf Wirksamkeit insbesondere auf europäischer Ebene überprüft werden, so Hülsbergen. Für die Förderung von Unternehmertum seien die richtigen Rahmenbedingungen notwendig. Landwirtschaft sei ein gesamtgesellschaftliches Problem und müsse als solches auch aufgefasst werden. Die Lösung sei weder Politik noch Gesetze, sondern die Gesellschaft als Ganzes unter Einbeziehung der Landwirtschaft.

Die Verteilung der Gelder müssen leistungsorientiert vergeben werden – um die Ziele zu unterstützen. Weniger, aber effizientere Förderprogramme sei der Schlüssel, sagt Gisela Sengl. Weidehaltung ist wichtig für CO2 Reduktion und den Erhalt von Naturlandschaften.

Die Wirtschaftlichkeit müsse im Großen und Ganzen gegeben sein, und die Überakademisierung der Landwirtschaft dürfe nicht über allem stehen, so Heitmeier. Es gäbe auch Bildungsangebote für alle Altersgruppen.

Aus dem Publikum kamen Fragen zum Thema Schulspeisungen mit Ökolandbau-Produkten – Herr Heitmeier stimmt dem zu und legt Wert auf die Regionalität.

Deutschland sei ein großer Exporteur von Schweinefleisch – was Herr Schreiber auf eine lange Zeit verfehlte Landwirtschaft zurückführt. Herr Hülsbergen erinnert an eine Überproduktion von 30% bei Schweinefleisch – auch durch die Sojaimporte kommt immer mehr Stickstoff in den europäischen Kreislauf. Auch die regionale Verteilung der Tiere seien ein Problem – Ziel sei die flächengebundene Nutztierhaltung.

Wie kann man verhindern, das die größten Betriebe auch die höchsten Subventionen erhalten – so die nächste Frage. Das führe zu einem Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd. Lt. Heitmeier sei das tatsächlich ein lange verfolgtes Ziel des bayerischen Teils des Bauernverbandes. Herr Schreiber weist darauf hin, dass der AbL genau dieses zum Ziel habe. Weg von der Fläche hin zur Leistung für das Gemeinwohl müsse das Ziel sein.

Ist Flächenstilllegung der richtig Weg? Nein, sagt Prof.Hülsbergen, nur im Bereich von einigen Prozent. Eine reine gross-klein Diskussion missachte auch große Betrieb, die Biodiversität fördern, die gäbe es auch. Das Bundesprogramm ökologischer Landbau könne ein Lösungsbaustein sein.

Unten ein paar interessante Links aus dem Vortrag von Prof.Hülsbergen – wesentliche Aspekte einer treibhausgasneutralen Landwirtschaft betreffen den Stickstoffkreislauf.

https://www.acatech.de/publikation/nachhaltige-stickstoffnutzung-in-der-agrarwirtschaft/download-pdf/?lang=de

https://www.nature.com/articles/nature11069

Reinhard Jurk

Link auf Artikel im Merkur

https://www.merkur.de/lokales/fuerstenfeldbruck/kreisbote/diskussion-ueber-die-herausforderungen-der-landwirtschaft-92886220.html