Leserbrief Merkur / FFB Tagblatt zum Thema Energiepolitik: Wir spüren die verfehlte Politik der GroKo

Wegen des Kommentars von Herrn Anastasiadis, Chefredakteur des Münchner Merkur, im FFB Tagblatt am 17.2. verfasste ich (Reinhard Jurk) einen Leserbrief, der am 19.2. zu Abdruck kam (eigentlich nicht in meiner Rolle als Sprecher, leider hat das die Redaktion nicht beachtet).

Im Nachgang (und auch im Vorfeld in einem direkten Mailverkehr mit Herrn Anastasiadis) kam es noch zu weiteren Zuschriften, die meine Thesen im Leserbrief in Zweifel zogen, u.a. von einem Wissenschaftler der TU München. Ich habe mir die Mühe gemacht, daher ein paar Quellen für die Thesen bzw. den angeblichen Argumenten gegen eben diese zu sammeln und gebe Sie hier wieder.

1) Kernkraft sei gar nicht unwirtschaftlich:

https://www.diw.de/de/diw_01.c.670483.de/publikationen/wochenberichte/2019_30_2/atomkraft_ist_gefaehrlich__unwirtschaftlich_und_fuer_klimaschutz_ungeeignet__interview.html

https://zenodo.org/records/5573719#.YYJHm3kxm-p

https://beyondnuclearinternational.org/2023/02/05/nuclear-too-expensive-and-not-needed/

https://www.abc.net.au/news/2023-12-21/nuclear-energy-most-expensive-csiro-gencost-report-draft/103253678

Wohl wissend, dass Wikipedia keine Quelle an sich ist, finden sich dennoch noch viele weitere Hinweise in

https://en.wikipedia.org/wiki/Economics_of_nuclear_power_plants

(2) Russland als Quelle von Uran: Uran kann von verschiedenen Ländern bezogen werden, das ist korrekt. Allerdings ist der Großteil der Quellenländer auch nicht gerade ein Pfuhl politischer Stabilität.

https://www.bundestag.de/resource/blob/509082/5594603c3ecf27933ad76d31faf89c27/uran-als-kernbrennstoff-data.pdf

https://de.statista.com/infografik/12258/ranking-der-laender-mit-der-groessten-uranproduktion/

(3) Neue Reaktortechnologien: Ich habe mich zu dem Thema mit einem Experten, der lange Zeit für Reaktorsicherheit zuständig war, ausgetauscht. Es gibt demnach (und auch gemäss des Wikipedia Artikels https://en.wikipedia.org/wiki/Generation_IV_reactor) keine eindeutige Definition, ausser der, dass es halt eine „neue“ Reaktortechnologie ist. Die Lösung des Endlageproblems würde durch sog. Partitioning Reaktionen etwas verschoben (mehr kurzlebige und teilweise chemisch giftige Produkte), aber nicht prinzipiell gelöst. Die oft (u.a. auch von unserem lieben Herrn Söder) jüngst propagierten „Microreaktoren“ hält er aufgrund der flächenmässigen Verteilung und der weiterhin bestehenden anderen Risikoszenarien (Flugzeug-Abstürze, Terrorismus) ebenfalls für keinen gangbaren Weg.

(4) Weiterbetrieb der alten Kernkraftwerke: Abgeschaltet wurden 6GW von Reaktoren, die (aufgrund des 2011 beschlossenen Ausstiegs) terminlich lange über ihre veranschlagten Sicherheitsüberprüfungen betrieben wurden. Ein sicherer Weiterbetrieb hätte massive Investitionen bedeutet, die sogar die Betreiber nicht hätten tätigen wollen. Des weiteren ist der in diesem Zusammenhang oft geäußerte Vorwurf, durch die Abschaltung sei mehr CO2 erzeugt worden als durch einen Weiterbetrieb, durchaus umstritten.

https://www.daserste.de/information/talk/maischberger/faktencheck/faktencheck-maischberger-372.html#:~:text=Hierbei%20verwies%20er%20auf%20eine,im%20April%202023%20für%20Schlagzeilen

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/die-nutzung-der-kernenergie-hat-sich-erledigt-6607834.html

(5) Wir seien selbst Schuld, dass die Gaspreise explodierten: Es existiert ein weltweiter Gasmarkt, d.h. die Gaspreise sind auf den Weltmärkten gestiegen. Die Sanktionieren von russischem Gas war eine (wie ich finde nachvollziehbare) Entscheidung der Europäischen Union. Die jüngst in der Kraftwerksstrategie beschlossene Zielrichtung des Baus von 50 Gaskraftwerken steht auch nicht im Widerspruch zu dem langfristig notwendigen Ausstieg auch aus der Gasverbrennung, im Unterschied zu den Nebelkerzen der FDP bei privaten Heizungen  („Technologieoffenheit“) lassen sich diese zentralen Gaskraftwerke aber sehr wohl perspektivisch mit grünem Wasserstoff betreiben.

siehe z.B. 

https://www.agora-energiewende.de/fileadmin/Projekte/2023/2023-35_DE_JAW23/A-EW_317_JAW23_WEB.pdf

Reinhard Jurk